Punjab – Phulkaris

Die Sticktechnik Phulkari heißt in Punjab „Blumen-Werk“ oder „Blumen-Garten“ und war ursprünglich die Bezeichnung für alle Arten von großen bestickten Kopftüchern. Diese traditionell von Frauen hergestellten Stickereien stammen aus dem Norden Indiens, vor allem aus dem Punjab.
Phulkaris werden mit ungezwirnten Seidenfäden meist auf handgewebtem bräunlich rotem Baumwollstoff, genannt Khadar, mit Spannstichen aufgestickt. Diese tiefrote Farbe der Tücher hat auch symbolische Bedeutung. Da die Baumwollgewebe auf kleinen Webgeräten angefertigt werden, die nur 45 bis 60 cm schmale Stoffbahnen ermöglichen, werden für die Herstellung eines Phulkaris drei bis vier Stoffstreifen zusammengesetzt. Die gefachte, also ungezwirnte Seide (Pat)wird aus Afghanistan, Kaschmir und Bengalen importiert. Da die Seide sehr teuer ist, verwendet man den Spannstich, da bei dieser Sticktechnik der Faden nur auf der Schauseite aufliegt und kein Material verschwendet wird. Diese spezielle Technik kennt man seit dem 15. Jahrhundert. Es wird vermutet, dass sie mit nomadisierenden Stämmen Zentralasiens nach Indien gelangte.
Die Gestaltung der Phulkaris ist regional unterschiedlich und wird auch maßgeblich von der vorherrschenden Religion beeinflusst. Die geometrischen Muster der Moslemfamilien werden traditionell von den Müttern an die Töchter weitergegeben, jede Familie hat dabei ihre eigenen bevorzugten Motive. Diese werden zum Teil nach dem Gedächtnis gestickt oder man orientiert sich an älteren Exponaten. Entweder werden die Konturen der Ornamente vor dem Sticken mit einer Nadel in den Stoff geritzt oder es erfolgt eine „Vorzeichnung“ mit einfachem Heftstich.
Die Arbeit an den Phulkaris wird schon mit der Geburt eines Mädchens von der Großmutter begonnen, eingeleitet von ­Ritualen und Gebeten. In hinduistischen Regionen stickt man auch figurale Motive und ganze Alltagsszenen. Diese Tücher, die vor allem im östlichen Punjab von Hindufamilien hergestellt werden, bezeichnet man als Sainchi.

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Indonesien – Sulawesi

Indonesien

Meine erste Begegnung mit der Wachstechnik Batik geht auf das Jahr 1977 zurück; damals war meine erste Frau Brigitte von der Galerie Smend in Köln zu einer Batik-Ausstellung in Jakarta, Indonesien, eingeladen worden. Dies nahmen wir zum Anlass, zur Vernissage zu fahren. Es war meine erste Asienreise. Von Jakarta sind wir in die Kultur- und Batik-Hauptstadt Yogyakarta weitergereist. Dort haben wir bald Kontakt mit Künstlern und Batikwerkstätten geschlossen, so auch mit dem Yogyakarta Batik Research Institute, von dem wir wunderbare Mustertücher bekommen haben.
Im Jahr 2014 war es mir möglich, die ethnischen Gruppen der Miaos, welche noch die Wachstechnik beherrschen, in Südchina, in der Provinz Guizhou rund um die Stadt Kaili, zu besuchen. Mit der Hilfe meines englischsprachigen Reiseführers Mr. Gong, der aus diesem Gebiet stammt und noch dazu über ein breites Textilwissen verfügt, konnte ich die Miaos in ihren Dörfern aufsuchen.

China – Miaos

Batik der Miaos in Südchina

Wo sind die Wurzeln der Batik zu suchen?
Nach einer Sage vom Stamm der Buyi, einer der ethnischen Gruppen der Miao in Südchina, ließ eine Biene einen Tropfen Wachs auf einen Stoff, den ein Mädchen gerade färbte, fallen und diese Stelle blieb weiß! Dadurch hat sie die Eigenschaften des Bienenwachses als Reservierungsmittel erkannt.
Ursprünglich wurde ein Stoff auf die Oberfläche von Vasen oder Trommeln, deren Vertiefungen mit flüssigem Wachs gefüllt wurden, aufgelegt und das Wachs setzte sich auf dem Stoff ab und gab das Motiv als Negativ wieder, also eine Art „Stempel“. Später wurde das Holz der Trommeln durch Bronze ersetzt. Der Stoff wurde zwischen zwei Platten gepresst, von denen eine geformt war und die Vertiefungen mit Wachs gefüllt wurden. Dies war eine Art Stempeldruck. Später hat sich in Südchina auch die sogenannte Messertechnik (ladao = Wachs oder Messer) entwickelt. Die Muster werden vorerst auf dem Stoff mit Kreide vorgezeichnet und das Wachs dann mit kleinen Messern aufgetragen. Am Ende eines kleinen Griffes aus Bambus werden zwei oder mehr dreieckige Klingen in einem Abstand so angebracht, dass dazwischen das flüssige Wachs aufgenommen werden kann. Je nach Muster braucht man also verschiedene Messersortimente.
Das Wachs ist tierischer oder pflanzlicher Herkunft. Das pflanzliche Wachs wird aus dem Weißwachsbaum (Bailashu) oder aus dem Öl des Ahornbaums gewonnen. Der Stoff wird sooft in das Farbbad getaucht, bis der gewünschte Farbton erreicht ist. Zum Schluss wird das Wachs ausgekocht. Für mehrfarbige Arbeiten muss derselbe Vorgang für jeden Farbgang wiederholt werden.
Als Farbstoff kommt vorwiegend Indigo zur Anwendung, dieser wird aber auch mit Naturfarben ergänzt, meist mit Rot und Gelb, das aus Blüten und Wurzeln gewonnen wird.
Manche Volksgruppen verwenden auch die Technik des Abbindens oder Abnähens. Die Motive werden zuerst mit Kreide auf den Stoff aufgetragen und dann sorgfältig gefaltet und fest aneinandergenäht, damit das Eindringen von Farbe verhindert wird. Die reservierten Teile werden dabei punktuell durch einen, die Falten streng zusammenziehenden Heftstich, erzielt.

Indonesien – Sulawesi

Laos, Nordthailand

Das Volk der Akha zählt zu einem der vielen Bergvölker der hinterindischen Halbinsel. Die Dörfer der Akha befinden sich hauptsächlich in den dschungelbedeckten Bergen, den Ausläufern des Himalayas. Ihre ursprüngliche Heimat dürfte aber Tibet gewesen sein. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts zogen einige Akha weiter gegen Süden, nach Burma und Laos. Die heute in Thailand lebenden Akha überschritten die burmesische Grenze erst im 20. Jahrhundert. Die Akha wurden schon in der Vergangenheit wiederholt von dominanteren Volksgruppen gezwungen, sich weiter ins Gebirge zurückzuziehen. Ihre Isolation beruht einerseits auf der von ihnen bevorzugten traditionellen Lebensweise, andererseits ist es für die Kinder der Akha kaum bis gar nicht möglich die Schule zu besuchen und dadurch Anschluss an die thailändische Gesellschaft zu finden.
Ihre Selbstachtung und ihr Selbstverständnis leiten die Akha daher vornehmlich von der Ausbildung ihrer Geschicklichkeit und handwerklichen Fertigkeiten ab. Dabei stellt die Bekleidung auch bei den Akha einen wesentlichen Teil der Stammesidentität dar und gibt auch Auskünfte über den sozialen Rang innerhalb des Clans. Das Grundmaterial für die Bekleidung ist handgesponnene Baumwolle, die in langen Färbeprozessen immer wieder mit Indigo gefärbt wird, bis die typische tiefschwarze Farbe der Akha-Tracht erreicht ist. Bei den Frauen stellt der reich mit Silber und Perlen bestickte Kopfschmuck das wichtigste Identitätsmerkmal dar, bei den Männern ist es häufig die ebenso reich verzierte Schultertasche. Die Gestaltung dieser Kleidungsstücke beruht vor allem auf der Applikation von Silber und feinen Stickereien, die häufig im Kreuz- oder Plattstich gefertigt werden. Das Silber wird in Form von Schmuck getragen. Kopfschmuck, Jacke, Gürtel und Tasche sind je nach Besitzeslage mehr oder weniger mit Silber in Form von Münzen und Plättchen behangen. Die Stickereien erhalten viel Aufmerksamkeit, wenn sie innerhalb der traditionellen Gestaltungsregeln besonders handfertig oder fantasievoll umgesetzt wurden. Indirekt zeichnet die Stickerei die Frau nicht nur als geschickt und fleißig aus, sondern zeigt auch, wieviel Zeit die Frau sich leisten kann, dafür zu verwenden. Die Motive sind in ihrer Bedeutung noch weitgehend unerforscht.

Westindien – Raabari

Der Name „Rabari“ bedeutet „ohne Heimat“ und weist auf das Nomadentum dieses Volkstamms hin. Es gibt eine Legende, die einerseits vom ursprünglichen Heimatland der Rabari erzählt, und andererseits auch auf die spezifische Farbsymbolik der Kleidung der Rabari-Frauen Bezug nimmt: „Der Überlieferung entsprechend lebten ihre Vorfahren als Kamelhirten im Gebiet von Marwar in Rajasthan. Als einer der moslemischen Könige ein Rabari-Mädchen für sich gewinnen wollte, verweigerte sich der Stamm diesem Ansinnen und floh nach Sindh in den Schutz eines anderen Herrschers. Als dieser im Kampf getötet wurde, mussten die Rabari sich erneut in Sicherheit bringen und zogen durch Kachchh. Ihre Frauen aber trugen schwarze Kleidung als Zeichen der Trauer über die tödliche Auseinandersetzung.“
Bis heute sind die in der Grundfarbe schwarzen Woll-Schleier ein Charakteristikum der Kachchhi-Rabari-Kleidung. Die heutigen Rabari sind meist Schaf- und Ziegenhirten, leben vom Verkauf der Milch und verspinnen die Wolle der Tiere, welche anschließend von professionellen Webern verarbeitet wird. Wie bei vielen anderen Volksgruppen spielt die Stickerei vor allem für die Mitgift eine wichtige Rolle, wobei die Mütter bei der Geburt einer Tochter mit der Anfertigung der Brautausstattung beginnen. Bis heute ist das Sticken ein zentraler Aspekt im Leben der Rabari-Frauen, was sich in den aufwendigen Dekorationen der Kleidung zeigt. Wegen der nomadischen Lebensform der Rabari weisen ihre Stickereien unterschiedliche Kultureinflüsse auf.
Die vorherrschende Sticktechnik Pakka ist der Leiterstich, eine Variante des Kettstichs, der breite strickleiterartige Spuren bildet, die auch sehr gut geschwungen gearbeitet werden können. Das Wort bedeutet „rein“ und wird als Begriff für kompakte Stickereien aus Leiterstichen und doppelten Knopflochstichen verwendet.
Ein Kennzeichen der Rabari-Stickerei sind Motive, die von kurzen parallelen Linien begleitet werden. Häufig sind diese Stickereien mit Spiegelstickerei, Shishadur, kombiniert.

Punjab – Phulkaris

Die Sticktechnik Phulkari heißt in Punjab „Blumen-Werk“ oder „Blumen-Garten“ und war ursprünglich die Bezeichnung für alle Arten von großen bestickten Kopftüchern. Diese traditionell von Frauen hergestellten Stickereien stammen aus dem Norden Indiens, vor allem aus dem Punjab.
Phulkaris werden mit ungezwirnten Seidenfäden meist auf handgewebtem bräunlich rotem Baumwollstoff, genannt Khadar, mit Spannstichen aufgestickt. Diese tiefrote Farbe der Tücher hat auch symbolische Bedeutung. Da die Baumwollgewebe auf kleinen Webgeräten angefertigt werden, die nur 45 bis 60 cm schmale Stoffbahnen ermöglichen, werden für die Herstellung eines Phulkaris drei bis vier Stoffstreifen zusammengesetzt. Die gefachte, also ungezwirnte Seide (Pat)wird aus Afghanistan, Kaschmir und Bengalen importiert. Da die Seide sehr teuer ist, verwendet man den Spannstich, da bei dieser Sticktechnik der Faden nur auf der Schauseite aufliegt und kein Material verschwendet wird. Diese spezielle Technik kennt man seit dem 15. Jahrhundert. Es wird vermutet, dass sie mit nomadisierenden Stämmen Zentralasiens nach Indien gelangte.
Die Gestaltung der Phulkaris ist regional unterschiedlich und wird auch maßgeblich von der vorherrschenden Religion beeinflusst. Die geometrischen Muster der Moslemfamilien werden traditionell von den Müttern an die Töchter weitergegeben, jede Familie hat dabei ihre eigenen bevorzugten Motive. Diese werden zum Teil nach dem Gedächtnis gestickt oder man orientiert sich an älteren Exponaten. Entweder werden die Konturen der Ornamente vor dem Sticken mit einer Nadel in den Stoff geritzt oder es erfolgt eine „Vorzeichnung“ mit einfachem Heftstich.
Die Arbeit an den Phulkaris wird schon mit der Geburt eines Mädchens von der Großmutter begonnen, eingeleitet von ­Ritualen und Gebeten. In hinduistischen Regionen stickt man auch figurale Motive und ganze Alltagsszenen. Diese Tücher, die vor allem im östlichen Punjab von Hindufamilien hergestellt werden, bezeichnet man als Sainchi.

Bengalen – Kanthas

Diese gequilteten und bestickten Abdeckungen und Schals sind eine hoch entwickelte Form der Volkskunst im historischen Bengalen, das sich auf die heutigen Gebiete von Bangladesch erstreckte.
Kanthas sind meist weiß und zum Großteil mit feinen farbigen Linien und kleinen Flächen bestickt. Man findet figürliche, erzählerische, aber auch abstrakte Motive.
Zusätzlich zur Stickerei sind Kanthas in den Zwischenräumen der Stickerei oft gequiltet. Die Technik des Quiltens, des Durchsteppens durch mehrere Stofflagen, findet man immer in Gebieten mit kühlen Wintern. Mehrere Lagen alter weißer Saris und Dotis werden übereinandergeschichtet und zusammengeheftet. Die Verwendung von Altkleidung hat in Indien einen religiösen Hintergrund. Lumpen sollen vor dem bösen Blick schützen. Neben diesem magischen Aspekt ist auch ein praktischer von Bedeutung. Die abgetragenen Saris sind durch das häufige Waschen außergewöhnlich weich und wärmend.
Sie wurden ursprünglich nur innerhalb der Familie gefertigt und benutzt und waren auch ein Teil der Mitgift. Kanthas zeigen regionale Unterschiede in der Musterung. Am häufigsten wurden Kanthas als Abdeckungen oder Hüllen für unterschiedliche Gegenstände gefertigt.
Ursprünglich wurde das Stickgarn, das traditionell weiß, rot und indigoblau war, ebenfalls aus Altkleidern gewonnen, in dem man Fäden aus alten Sari-Bordüren herauszog und wiederverwertete. Die Dominanz dieser Farben dürfte sich aber nicht nur durch das Recyceln alter Stücke entwickelt haben, denn sie besitzen auch tiefe symbolische Bedeutung.
Die Kanthas sind mit verschiedenen Zierstichen geschmückt, die dünnen Linien meist mit dem Rückstich oder Stielstich. Flächen sind häufig mit Spannstichen, Sternchenstichen oder Vorstichen ausgefüllt. Seltener findet man auch den Knopflochstich und den Kreuzstich. Die Art der Stickerei und auch manche Motive zeigen nordindische oder auch europäische Einflüsse. Neben diesen ornamentalen Mustern gibt es eine große Vielfalt an „handgezeichneten“ Motiven. Man findet Szenen des häuslichen Lebens, Tiere, Menschen und auch Innovationen wie etwa Eisenbahnen und Ähnliches. Das Zentrum der Kanthas bildet häufig eine Lotusblüte.

Indonesien – Bali

Iran

Flores

Kashmir

Kaschmirschals

Die Sammlung umfasst eine Reihe von Schals aus Kashmir, die hinsichtlich der Herstellungstechnik, der Farbgebung und des Alters beträchtliche Unterschiede aufweisen. Man findet hier traditionell in Bobinetweberei hergestellte Schals, solche bei denen sich Stickerei und Gewebe zu einem Muster ergänzen und auch einige bei denen die Stickerei die traditionellen Webmuster ersetzt hat.

Geschichte der Kashmirschals

Die älteste Form des Kashmirtuchs weist keinerlei Stickereien auf, sondern die farbigen Muster wurden ursprünglich in Bobinetweberei gefertigt. Die Webtechnik der Kaschmirschals ähnelt der, die für die Herstellung von Gobelins üblich ist: Das Muster wird aus einzelnen Fäden von nterschiedlicher Farbe gewonnen; mit Hilfe der Webspule, um die die Farbfäden gerollt sind, werden sie zwischen die Kettfäden gezogen.Von der Wirkerei unterscheiden die Schals sich jedoch durch die Art ihrer Bindung: Man webt sie in Köperbindung 2/2. Der Stoff wird von der Rückseite gewebt, die farbigen Schussfäden hängt man aneinander. Dadurch entsteht an den Farbgrenzen eine leichte zweifarbige Erhöhung, die auf der Vorderseite nicht sichtbar ist.Ihren Ruhm haben die Schals aus Kashmir den außerordentlich feinen Musterungen, aber auch ihrem einzigartig weichen Material zu verdanken: Das Material wird meist aus der feinen Unterwolle der changra Ziege gewonnen, welche die Tiere vor der extremen Kälte der Gebirgsregionen schützt. Die feine Unterwolle wird anschließend von den Frauen in Kashmir mit der Hand gesponnen.Der Ursprung des exklusiven Kunsthandwerks der Region Kashmir ist nicht bekannt, aber die ersten Hinweise auf diese Tücher gehen auf die Literatur der Regierungszeit des Herrschers Akbar zwischen 1556 und 1605 zurück, da dieser selbst eine große Sammlung von Kashmirschals besaß. Auch die indischen Miniaturen dieser Zeit zeigen feine, handgewebte Schals. Diese Tücher erfreuten sich ab der zweiten Hälfte des 18. Jh. in Europa, und hier besonders in Frankreich, großer Beliebtheit.Man trug die leichten Tücher über der Schulter drapiert oder verarbeitete sie zu eleganten Kleidern im Empire-Stil. Im 19. Jh wurden die Schals dann größer und dicker. Doch unterschiedliche Ursachen führten zum Niedergang dieser herausragenden Webtechnik: Für den ersten Einsatz von Stickerei auf Kashmirschals gibt es keine verlässlichen Quellen, die weiter zurückreichen als zum Beginn des 19. Jahrhunderts. Der Amli-Schal verdankt seine Einfühhrung wahrscheinlich dem Einfallsreichtum des armenischen Händlers Khwaja Yusuf, der wusste, dass bestickte Waren nicht besteuert wurden und so dem textilen Gewerbe in Kashmir wieder zu neuem Aufschwung verhalf. Meist geht man davon aus, dass die Stickereien nur Imitationen der sehr zeit- und arbeitsintensiven Webtechnik waren, sie weisen aber sowohl ästhetisch als auch handwerklich eine sehr hohe Qualität auf. Ursprünglich diente die Stickerei vermutlich zur Reparatur beschädigter Tücher: Im Unterschied zu den meisten anderen Stickereien Indiens werden Kashmirschals von Männern hergestellt und waren immer nur für kommerzielle Zwecke bestimmt.Der Markt für bestickte Pashminas ist heute wieder sehr groß, allerdings gibt es immense Qualitäts unterschiede bei Material und Stickerei. Für billigere Schals wird gröbere Schafwolle verwendet, teilweise importiert aus Australien. Doch auch das traditionelle Kunsthandwerk wird heute wieder gepflegt, da man den immensen Wert dieser handbestickten Tücher zu erkennen begann. Ironischer Weise trugen gerade die schleppende wirtschaftliche Entwicklung und die fehlenden Investitionen in dieser Region zum Erhalt der handwerklichen Berufe bei. Obwohl die Mehrzahl der Sticker immer noch männlich ist, beginnen auch diese Traditionen langsam aufzubrechen und immer mehr Mädchen wird es ermöglicht, diese Kunst und nichts anderes ist die Stickerei in Kashmir, zu erlernen. Die allerfeinste Form der Stickerei aber, die „kanikar“ genannt wird, wird bis heute ausschließlich von Männern ausgeführt, da man Mädchen nicht die mentale Stärke zutraut.

Filzteppiche

Wollflockentechnik
Die meisten Nomadenteppiche sind jedoch in Wollflockentechnik gestaltet, bei der ein Muster aus farbigen Vliessträngen und Büscheln auf die Matte aufgelegt wird.
Durch diese Vorgangsweise erscheint das Muster scharf begrenzt und klar auf der Vorderseite. Zuerst wird ein großes grafisches Element gelegt, z.B. Widderhornmotive, ein großes anderes Symbol. Danach werden die Zwischenräume mit andersfarbigen Vliesbüscheln/Wollflocken dicht ausgelegt, sodass das gewünschte Muster bereits erkennbar ist. Das Ganze liegt ganz lose auf einer Grundfläche und fügt sich erst beim Filzprozess dicht zusammen. Obwohl die Nomaden diese Arbeit sehr sorgfältig durchführen, verschiebt sich beim Einrollen des Vlieses das Muster ein wenig und noch einmal beim Reibe- und Rollvorgang. Daher zeigen diese Art von Filzteppichen ein charakteristisches, wie verschwommen und verzerrt wirkendes Muster.

Usbekistan

In Isfahan habe ich den letzten dort ansässigen Ikatweber getroffen. Im Iran bzw. im historischen Persien hat die Ikatweberei nie den Stellenwert eingenommen wie in anderen Regionen, wo hingegen die geknüpften und gewebten Teppiche höchste Blüte erreichten.
In Usbekistan ist die Seiden- und Ikatproduktion seit dem Altertum nachweisbar. Durch den Handel entlang der transkontinentalen Seidenstraße gelangten schon sehr früh Seidenraupen nach Usbekistan, wodurch der Seidenherstellung nichts mehr im Weg stand. Ikats, auch Flammtücher genannt, wurden für Kleider und Wandbehänge gefertigt und galten als Zeichen besonderen Wohlstands.
Als eines der aufwendigsten Textilien gilt der Samtikat aus Usbekistan. Beim Samt wird zum Grundgewebe ein weiteres Schuss- oder Kettfadensystem derart eingearbeitet, dass sich über dem Grundgewebe Schlaufen bilden. Diese werden dann abgeschnitten, wodurch sich der für den Samt charakteristische Faserflor ergibt.

Kambodscha

Ikat stand in Kambodscha bis zum Regime der Roten Khmer in voller Blüte. Die Tempeltänzerinnen waren schon vor mehr als 1 000 Jahren mit diesen feinen Seidenstoffen bekleidet. Ikats hatten kultische Bedeutung. Die Terrorherrschaft der Roten Khmer hat diese Kunst beinahe vollständig vernichtet. Die Frauen, die diese Ikats gewebt hatten, wurden nahezu alle ermordet, die Webstühle zerschlagen, die Maulbeerbäume – die Nahrung für die Seidenraupen – und die Färberpflanzen zerstört.
Vor etwa 20 Jahren fand der Japaner Kikuo Morimoto in ­einem Flüchtlingslager eine alte Frau, die noch über dieses Handwerk Bescheid wusste. Er suchte in abgelegenen Dörfern in der Gegend von Takeo, südlich von Phnom Penh, nach überlebenden Weberinnen. Mit deren Hilfe gründete Morimoto in Siem Reap eine Manufaktur, das „IKTT Institute for Khmer Traditional Textiles“, in der diese alte Tradition wieder zum Leben erweckt wurde. Heute besteht in der Nähe der Tempelanlage von Angkor ein Dorf mit ungefähr 30 Familien. Dort werden wieder die Maulbeerbäume und alle zum Färben nötigen Pflanzen angebaut, die Webstühle errichtet und ausschließlich die alten traditionellen Ikat-Muster gewebt.

Indonesien – Sumatra

Indonesien – Sulawesi

Die Textilien der Batak in Nordsumatra im Bereich des Toba-Sees weisen gedämpfte Farben (Blau- und Rottöne) und einfache pfeilförmige Kettikat-Muster auf.
Die beiden Ikats sind Schultertücher. Das Material ist Baumwolle in Leinwandbindung

Indonesien – Sumatra

Indonesien – Bali

In dem alten Agadorf Tenganan werden sehr aufwendige Geringsing-Tücher als Doppelikat hergestellt, das heißt die Musterungen werden vor dem Weben auf Kette und Schuss durch Abbinden aufgebracht. Das Gemeinsame all dieser Textilien sind die gedämpften Farben von Rot bis Rotbraun, Ecru und Schwarzblau. Das Material ist Baumwolle in lockerer Leinwandbindung gewoben. Die Musterung wird aus floralen, geometrischen Motiven und abstrakten Wayang-Figuren gebildet.
Die Geringsing-Tücher werden als Ritualkleidung im Dorf Tenganan auch heute noch verwendet. Sie sollen zudem eine magische Qualität besitzen und Dorf und Bewohner vor Gefahren und schädlichen Einflüssen schützen. Angeblich haben die Hohepriester vom Muttertempel Besakih schon vor langer Zeit Geringsing-Tücher bei den Zeremonien getragen. Daher sehen sich die Priester von Tenganan verpflichtet, das Erbe von Besakhi weiter zu pflegen.
Eine der bekanntesten Tuchformen ist der Wayang-Typus. Das Zentrum bildet ein vierstrahliger Stern mit dem zinnenförmigen „kota mesir“ (=ägyptische Stadt). In den angrenzenden Segmenten werden Wayang-kulit-Figuren in Zweier- und Dreiergruppen dargestellt.

Indien – Orissa

Dieser Bundesstaat im Osten von Indien – mit etwa 43 Millionen Einwohnern aber nur etwas größer als Österreich –war für mich auf der Suche nach Ikats eine Offenbarung. Sambalpur und Sonepur, zwei Städte im Westen des Landes, sind die Zentren der Textilverarbeitung – insbesondere der Ikatproduktion. Daneben findet man in kleinen Dörfern, zum Beispiel in Nuapatna, südlich der Hauptstadt Bhubaneswar, viele Familien, die noch für den Eigenbedarf Saris und Tücher herstellen.
Odisha kann man als wahres Eldorado des Ikats bezeichnen. Bis heute werden die Ikatsaris bei den täglich stattfindenden Prozessionen in Puri, einem der wichtigsten Wallfahrtsorte des Hinduismus, getragen. Es ist eine wahre Farbenpracht.
Museumsstücke der Ikat-Technik fertigt die Familie Meher in Bhubaneswar an. Sie verwendet ausschließlich Naturfarben und sorgt zum Beispiel mit eingewebten Gedichten für Erstaunen unter den Experten.
Die Bedeutung der Ornamentik im alltäglichen Leben der Bewohner von Odisha zeigt sich auch darin, dass sie die Wände ihrer Lehmhütten skizzenhaft mit Motiven verzieren, die sich bei den Ikats wiederfinden.

Indien – Gujarat

Neben dem Geringsing in Bali zählt der Patola zu den wertvollsten Doppelikats und wird heute auch nur noch in Patan, einer Stadt im Bundesstaat Gujarat an der Grenze zu Rajasthan in Indien von, der Familie Salvi hergestellt. Das Material ist ausschließlich Seide und die Salvis verwenden natürliche Farbstoffe.
Der Patola war früher ein gefragter Exportartikel, vor allem in den indonesischen Raum. Daher findet man dort sehr oft den direkten Einfluss des Patolas.

Indien – Andrah Pradesh